LUIGI VERDI: Organizzazione delle altezze nello spazio temperato. Treviso: Associazione "Ensemble 900" 1998. 382 S., Notenbeisp., Tabellen. (Diastema Analisi 4.)

Recensione di Deftel Gojowy, in Musiktheorie, XV, 1, 2000, pp.93-94

"Il problema centrale della musica è l'antitesi fra il continuo e il discontinuo . . ." beginnt der Autor - Komponist und Musikwissenschaftler an der traditionsreichen Accademia Filarmonica di Bologna - die "conclusione" zu seinen Darlegungen, die man als einen umfassenden Versuch verstehen kann, ein Gradnetz der Kontinuität über all die disparaten kompositorischen Erscheinungen und theoretischen Konzepte zu werfen, die im Freiraum des temperierten Systems seit Ferruccio Busoni den Aufbruch in "neue, unerhörte Klangwelten" nach der Formulierung des immer wieder zitierten Nikolaj Roslavec) unternahmen. Gewöhnlich begegnen sie uns als Einzelerscheinungen in Einzeldarstellungen hier wird gewissermassen versucht, ihren gemeinsamen Nenner zu finden und sie gemäss einer "teoria generale" im Zusammenhang zu betrachten. Das beginnt, wie nicht anders zu erwarten, mit der Analyse möglicher Oktavunterteilungen, daraus resultierender Skalen und ihren Transpositionsmöglichkeiten. (Erinnert sei, dass auch der Begriff "dodecafonia", wie ihn Verdis Landsmann Domenico Alaleona 1911 in der Rivista musicale italiana erstmals aufbrachte, zunächst nichts anderes meinte als eine unter anderen möglichen Aufteilungen der Oktave, bevor er zur Bezeichnung eines Kompositionsverfahrens wurde.) Neben Ivan Vyšnegradskij (Wyschnegradsky), Joseph Schillinger, Nikolaj Obuchov, George Perle, Joseph Matthias Hauer, Olivier Messiaen, Roberto Gerhard und Herbert Eimert sind François Fétis und auch Hindemith mit seiner Tonsatzlehre berücksichtigt. Ein zweites Kapitel klassifiziert "Lineamenti di tecnica combinatoria" mit Blicken auf Hermann Schröders Theorie der "Symmetrischen Umkehrung" (1902). Ernst Kreneks Weiterentwicklung der Zwölftontechnik und Heinrich Simbrigers Theorien der komplementären Harmonik, ein drittes: "Alcune applicazioni pratiche" präsentiert unter Aspekten des "Prismatismo" bei Giuseppe Savagnone u.a. Kompositionen des Autors. "Cenni storici" (Historische Signale) verfolgt Verdi von Busonis 113 Tonarten an über die "Tropen" von Hauer, die Theorie der "echelonnements" bei Edmond Costère, amerikanische Konzepte bei Bernhard Ziehn (der Busoni inspirierte) und Milton Babbitt (seltsamerweise fehlt Otto Luening!), die an Hauer knüpfende Tongruppentheorie von Alois Piños, die "Klangzentren" bei Skrjabin, wie sie Zofia Lissa analysierte, und die russischen Zwölfton-Wurzeln bei Golyscheff, Obuchov, Vyšnegradskij und Roslavec. Kapitel V, "Classificazioni degli insieme versucht ihre Synopse. Kapitel VI untersucht die symmetrischen Skalen in der Musik des 20. Jahrhunderts. Neben Alaleona kommen romantische Vorformen bei Liszt, Debussy und Nikolaj Rimskij- Korsakov sowie die Modi begrenzter Transponierbarkeit bei Messiaen in den Blick, die "Gravitationstheorie" bei Boleslav Javorskij und ihre Konsequenzen bei seinem Schüler Sergej Protopopov und vielen weiteren Russen: Theorien begrundeten auch Schillinger und Nicolas Slonimsky. Hieran knüpft ein Ausblick auf zyklische mikrotonale Systeme sowie alterierte Skalen bei Vito Frazzi und Dallapiccola, aber auch in voraufgehender Musikgeschichte seit Bach. Einen "modo ottofonico" analysiert Verdi bei Skrjabin, symmetrische Skalen ferner bei Bart6k, Stravinskij, Josip Štolcer Slavenski und schlieisslich bei Schönberg. Ob es (analog dazu) eine Reversion des musikalischen Zeitverlaufs geben könne, bildet u. a. am Beispiel von Bachs Musikalischem Opfer einen Schlussgedanken dieses kühnen und notwendigen Syntheseversuchs.

(Januar 1999) Detlef Gojowy

 

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